Station 8: "Ochsen" und Schweizerstraße

Die erste moderne Straße Württembergs seit dem Mittelalter war die Schweizer Chaussee von Stuttgart über Tübingen, Hechingen und Balingen bis nach Schaffhausen. Im Gegensatz zu den traditionellen zwischenörtlichen Routen verfügte sie über einen festen steinernen Unterbau und ihre Trasse führte gestreckt durchs Gelände, ließ Dörfer wie Dußlingen ursprünglich links liegen. Ihr Bau (durchs Steinlachtal 1756/57) brachte für Dußlingen einige Entwicklungsimpulse.

Auf Dußlinger Markung siedelten sich entlang der Chaussee sehr bald Wirtshäuser an und das Dorf dehnte sich der Straße zu aus. Der Verlauf der heutigen Bundesstraße 27 durch den Ort entspricht nicht mehr jenem der Schweizer Chaussee. Diese führte ursprünglich über die heutige Tübinger und Hechinger Straße. Von November 1935 bis August 1936 wurde dann die Reichsstraße 27 im Zuge von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen während des Dritten Reiches als Umgehungsstraße neu gebaut. Mit gewaltigen Erdbewegungen musste damals auch die Bahnunterführung geschaffen werden. Als notwendig erwies sich die Umgehungsstraße insbesondere wegen der "großen Gefahren, die der außerordentlich starke Autoverkehr beim Ochsen-Eck und dem schienengleichen Bahnübergang in wachsendem Maße mit sich bringt".

Da die Gemeinde seitdem neue Baugebiete östlich der Reichs- beziehungsweise Bundesstraße erschlossen hat, wurde deren Anbindung an den Ortskern zu einem zentralen städtebaulichen Thema. Immer wieder heizten tödliche Verkehrsunfälle die Diskussion an. Begleitend zum Ausbau der Bundesstraße 27 im Jahr 1961 ließ die Gemeinde deshalb einen Fußgängersteg errichten. Im Zuge des bereits seit den sechziger Jahren geplanten vierspurigen Ausbaus der Bundesstraße soll eine Überdeckelung der Ortsdurchfahrt Dußlingen Abhilfe schaffen.

Von dem regen Verkehr auf der Hauptstrecke von Nord nach Süd durch Württemberg profitierte eine Reihe von Gasthäusern in Dußlingen. Ihr entlang siedelten sich der Ochsen, das Rössle, die Rose und das Lamm an. Im Gasthaus Löwen befand sich zeitweilig eine Poststation, wo die Kutscher ihre Pferde wechseln konnten. Auch die Brauerei und Gaststätte Steinlachburg gründete der Ochsenwirt Johannes Renz in den 1860er Jahren nahe der Durchgangsstraße.