Station 6: Bauernhaus und Schule

Schule

Vom Standort am Kirchhof verlagerte die Gemeinde Dußlingen ihre Schule 1876 an das linke Steinlachufer (bis 2003: Rathaus). Der Aufbau des Schulzentrums rechts der Steinlach begann erst 1910. Er wurde nötig, weil die in der alten Schule vorhandenen Klassenzimmer, die für jeweils 90 Kinder ausgelegt waren, nicht mehr ausreichten. Das alte Schulhaus blieb weiterhin in Gebrauch. Aufgrund der wachsenden Schülerzahlen baute die Gemeinde das neue Schulzentrum immer weiter aus.

Von April 1946 bis Ende 1947 nutzten französische Militäreinheiten das Schulareal auf dem Kugelwörth als Kaserne.
1936 hatte sich die Gemeinde für den Namen "Adolf-Hitler-Schule" entschieden. Ein besonderes Zeichen setzten Schule und Gemeinderat 1994, als sie den neuen Namen "Anne Frank-Schule" wählten. Mit diesem Namen erinnern sie an Anne Frank (12.6.1929-März 1945), die als Jüdin in die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen deportiert wurde und dort ums Leben kam. In ihrem Tagebuch, das den Zeitraum von 1942 bis 1944 umfasst, beschreibt sie unter anderem das Zusammenleben der Familie in einem engen Versteck in Holland, berichtet über die Deportation von Juden. Ihr Vater, der einzige Überlebende der Familie, veröffentlichte das Tagebuch 1947, es wurde 1959 verfilmt.

Bauernhaus

Wie in vielen anderen Gemeinden bestritten auch in Dußlingen die allermeisten Menschen bis weit ins 19. Jahrhundert hinein ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit Ackerbau und Viehzucht. Auch nachdem seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer mehr Dußlinger in Fabriken Arbeit fanden, betrieben viele von ihnen weiterhin Landwirtschaft im Nebenerwerb. Deren Erträge trugen wesentlich zur Grundversorgung mit Nahrungsmitteln bei.

In unmittelbaren Nachkriegsperioden, etwa ab 1919 und ab 1945, erlebten landwirtschaftliche Nebenerwerbsbetriebe angesichts von Lebensmittelknappheit einen Aufschwung. Unter diesem Eindruck fand auch eine Mechanisierung kleinster landwirtschaftlicher Betriebe in den 1950er und 1960er Jahren statt. Kleintraktoren ersetzten nach und nach die bis dahin gebräuchliche Arbeitskuh. Noch 1917 dienten die allermeisten der 934 Rinder auch als Zugvieh. 1952 gab es vier Schlepper und 62 Motormäher, von letzteren dürften die meisten bei der hiesigen Firma IRUS hergestellt worden sein.

Trotz dieses Festhaltens an der relativen Selbstversorgung gaben immer mehr Fabrikarbeiter ihre landwirtschaftlichen Betriebe auf. Deren Zahl sank von 451 im Jahr 1895 auf 335 am Ende des Zweiten Weltkriegs. Aber erst das Wirtschaftswunder der fünfziger und sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts führte zu einem massiven Höfesterben, so dass bis 1969 nur noch 185 landwirtschaftliche Betriebe übrig blieben.

Auch die Familie Vollmer führte ihren Hof bis 1960 als Vollerwerbsbetrieb. Vier Rinder, ein Pferd und einige Schweine standen damals im Stall. Wenig rentabel sei die Landwirtschaft gewesen, so erinnert sich der Sohn des damaligen Besitzers. Das Jungvieh habe beim Kauf oft mehr gekostet als man hinterher für das Schlachtvieh erzielte. Frühere Generationen hatten stets als Metzger und Nebenerwerbslandwirte gearbeitet. Daran erinnert heute noch die "Metz" im Erdgeschoss des Hauses. Dessen ältester Teil, die Scheuer, datiert auf das Jahr 1636.

Die kleine Zehntscheuer

1793 wurde in der Stadelgasse die "Kleine Zehntscheuer" errichtet. Im Jahr 1800 kaufte sie die Bebenhäuser Pflege Tübingen, die dort den ihr zustehenden Teil des Zehnten lagerte. Der Zehnt war eine festgesetzte Menge des Ernteertrages, den jeder Bauer abführen musste. Ursprünglich stand der Zehnt nur der Kirche zu, später waren auch Klöster und Adlige Nutznießer dieser Abgabe. Im Laufe des 19. Jahrhunderts konnten die Bauern diese Last "ablösen". Von 1819 bis 1821/22 verlieh die Bebenhäuser Pflege ihre Scheuer an Dußlinger Bürger. Die Scheuer ist heute in den linker Hand entstandenen Neubau integriert.

Wichtiger noch als die kleine Zehntscheuer war die große. In ihr sammelte der Zehntherr den zehnten Teil der Getreidegarben auf Dußlinger Markung. Diese große Scheune wird erstmals 1553 erwähnt. Sie stand an der heutigen Kappelstraße und wurde 1838 verkauft und abgebrochen.