Gedenkfeier zum Volkstrauertag am 14.11.2021


Am vergangenen Sonntag, 14.11.2021 fand die Gedenkfeier zum Volkstrauertag integriert in den evangelischen Gottesdienst in der Peterskirche statt. Aufgrund der aktuellen Corona-Verordnung konnte leider keine übliche Gedenkfeier inklusive Ansprache mit Gedenkworten, musikalischer Umrahmung durch den Musikverein und Sängerkranz stattfinden.

Herr Bürgermeister Thomas Hölsch und Herr Georg Klett, als Vertreter des VdK haben gemeinsam mit Herrn Pfarrer Jochen Wolber im Anschluss an den evangelischen Gottesdienst die Kränze im stillen Gedenken am Ehrenmal abgelegt.

Der Kranz vor dem Denkmal

Ansprache zum Volkstrauertag am 14. November 2021 durch Herrn Bürgermeister Thomas Hölsch

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

sehr geehrte Anwesenden,

in diesen Novembertagen und insbesondere in dieser seit vielen Monaten anhaltenden schweren Zeit voller Einschränkungen und Ängste durch die Corona-Pandemie  – gedenken wir anlässlich des Volkstrauertages unserer Toten und Gefallenen, Gedenken an die Auswirkungen der beiden Weltkriege, die Kriege in der Welt und deren Folgen.

Leider muss heute bereits das zweite Jahr in Folge die Gedenkfeier aufgrund der Corona-Pandemie auf eine andere als bisher übliche Art und Weise stattfinden. Ich danke daher Herrn Pfarrer Jochen Wolber von der evangelischen Kirchengemeinde für die Bereitschaft und das Angebot die Gedenkfeier in den Gottesdienst der Peterskirche zu integrieren. Die Gedenkfeier und der evangelische Gottesdienst waren auch in den letzten Jahren miteinander verbunden und aufeinander abgestimmt. Heute wird dies durch die gemeinsame Veranstaltung nochmals verdeutlicht. Auch der Pandemie ist es verschuldet, dass die heutige Gedenkfeier ohne musikalische Umrahmung durch den Sängerkranz und den Musikverein stattfinden muss.

Volkstrauertag, Totensonntag – Jahrestage.

Tage, an denen viele in Trauer und Schmerz an den Verlust von Menschen denken, mit denen man verbunden war und auch immer noch ist.

Tage, die uns an großes Leiden, an Flucht und Verfolgung, Gewalt, Mord und Willkür erinnern;

Tage, die uns deutlich machen, dass unser Leben nicht immer glatt verläuft;

Tage, die uns bewusst werden lassen, dass unser Leben auch geschenkte Zeit ist und wir mit dieser Zeit auch richtig umgehen;

Also Tage des Gedenkens, aber auch des Nachdenkens.

Der Gedenktag hilft - auch heute noch – vielen Familien der Toten, dem Schmerz und der Trauer eine Zeit und an den Gräbern auch einen Ort zu geben – der Trauer über den Verlust des Vaters, Ehemannes, Bruders und Sohnes, der Mutter, Schwester, Tochter, der Verwandten, Nachbarn und Freunde.

Neben der Hilfe für die Hinterbliebenen der Gefallenen hat die Friedensarbeit des Volksbundes mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Die wichtigsten Adressaten dieser Friedensarbeit sind seit den fünfziger Jahren in immer differenzierterer Form junge Menschen aus ganz Europa. Der zweite Weltkrieg liegt inzwischen knapp 76 Jahre zurück. Entsprechend gering ist die Zahl der Menschen in unserer Mitte, die ihn noch bewusst erlebt haben. Die Arbeit des Volksbundes verlagert sich deshalb immer mehr von der Fürsorge für die Gräber und der Angehörigenbetreuung auf die Mahnung zum Frieden durch die Jugendarbeit.

Die gemeinsame Gräberpflege bildet den Kern einer Vielzahl von Begegnungen, Gesprächsreihen und Projekten der internationalen Jugendarbeit. Mit ihr pflanzt der Volksbund die Gedanken des Friedens, der Völkerverständigung und der Toleranz dort, wo wir die größte Hoffnung auf ihre positive Wirkung haben können – in den Köpfen und Herzen der jungen Generation. Gerade diese erfolgreiche Jugendarbeit des Volksbundes zeigt, dass sein Selbstverständnis schon lange über die Erinnerungsarbeit hinausweist.

Am Volkstrauertag gedenken wir der Opfer zweier Weltkriege, des Terrorismus und der derzeitigen und immer wiederkehrenden Kämpfe auf der Welt. Nicht nur die leidvollen Erfahrungen der Vergangenheit haben unsere Vorstellung vom Gesicht des Krieges geprägt, leider auch die derzeitige Lage in weiten Teilen dieser Welt.

Am Volkstrauertag sollten wir alle, Alt und Jung, der Opfer der Kriege und der Gewalt gedenken. Wir müssen dazu nicht ausschließlich in die Zeit des Weltkrieges zurückdenken – und die Jüngeren können es ohnehin nicht.

Krieg und Bürgerkrieg, Gewalt und Unterdrückung in unserer Zeit, insbesondere die anhaltenden Kriege auf unserer Welt und die momentane Situation in Afghanistan, stellen täglich die Frage an die Menschheit:

Habt ihr nichts gelernt?

Nur ein Tag im Jahr ist Volkstrauertag. An diesem Tag sollten wir der Erinnerung an den Krieg und seine Folgen Raum geben – damit wir Kraft gewinnen, an all den anderen Tagen des Jahres umso entschiedener für den Frieden in unserer Zeit einzutreten. Kriegsgräber, Mahnmale sind Zeugnisse der Vergangenheit, die eine besondere Sprache sprechen. Sie sind nicht nur sichtbarer Beweis der millionenfachen Opfer, die der Krieg den Völkern abverlangt. Sie sind auch der Ort der Begegnung mit dem Einzelschicksal derer, deren letzte Ruhestätte oder derer Gedenkstätte sie sind.

Denn ganz gleich, welcher Nation die Toten angehörten, Freund oder Feind im Krieg, in dem sie ihr Leben lassen mussten, sie alle mahnen die Lebenden:

„Lasst das nie wieder zu, setzt euch dafür ein, dass die Menschen in Frieden leben können!“

Diese Botschaft der Kriegsgräber, der Mahnmale ist Verpflichtung für die Nachkommen. Krieg, und jede Form von Gewalt, Morddrohungen, die das Leben beschädigen oder zerstören, müssen bekämpft werden, dürfen nicht mehr Mittel von Politik sein und als Lösungsweg für Konflikte akzeptiert werden.

Machtgier, Fanatismus und Unmenschlichkeit, den Triebfedern aller Gewalt, müssen staatliche Maßnahmen, Kooperation, Toleranz und Menschlichkeit entgegengesetzt werden.

Aber auf die Erkenntnis der Lehren der Vergangenheit muss das Handeln folgen.

Rede nicht vom Frieden, sondern lebe den Frieden.

Der Volkstrauertag ist ein Datum, das uns wieder darauf aufmerksam macht, dass die Bewahrung des Friedens Anstrengungen von jedem Einzelnen abverlangt und eine Gabe ist, die volles Engagement erfordert.

Doch der Einsatz für Frieden wird nicht allerorts honoriert. Im Gegenteil:

Durch die Arbeit für den Frieden setzen Menschen ihr Leben aufs Spiel. Zwar sind die Menschen allem Anschein nach unfähig, in Frieden miteinander zu leben. Das heißt jedoch nicht, dass sie dies nicht gerne tun würden. Es bedeutet erst recht nicht, dass sie sich nicht mit aller Kraft darum bemühen sollten. Die Friedensliebe vieler Menschen auf allen Kontinenten – ist unübersehbar und unüberhörbar - echt.

Dabei sollte sich eigentlich doch schon längst herumgesprochen haben, dass der Kampf um Macht, Herrschaft und Ruhm immer nur wenigen Menschen für begrenzte Zeit Vorteile bringt. Die Mehrheit dagegen bezahlt mit ihrer sozialen, wirtschaftlichen oder gar physischen Existenz. Wir alle wissen: Kriege haben die politische Landschaft unserer Erde zwar schon unzählige Male verändert, besser wurde die Welt dadurch aber nicht. All das Leid und Elend, das Menschen für den Kampf um vermeidlich edle Ziele auf sich nehmen mussten, waren letztlich immer vergebens.

Für Ihre Teilnahme am Volkstrauertag bedanke ich mich recht herzlich.

Mein besonderer Dank gilt Herrn Pfarrer Jochen Wolber für die Organisation dieser Feier und Herrn Georg Klett für die Kranzniederlegung durch den VdK.

Lassen Sie die Botschaft dieses Tages nicht nur an diesem Tag wirken, sondern nehmen Sie sie mit auf den Weg, um danach zu handeln.