Ein neuer Bürgerpark


Am 18. Juli 2014 konnte nach einer insgesamt 7-jährigen Bauzeit der B 27 Bauabschnitt III (Lärmschutztunnel) dem Verkehr offiziell übergeben werden, nachdem bereits im Jahr 2006 die Bauabschnitte I (Bläsibad bis Wiesazknoten) und II (Wiesazknoten bis Dußlingen Nord) für den Verkehr freigegeben wurden. Beginnend mit der Linienbestimmung vor rund 40 Jahren und nach insgesamt zwölf Jahren Bauzeit in mehreren Bauabschnitten ist der Ausbau zwischen Tübingen und Nehren realisiert worden. Neben der Verbesserung der Lärm- und Abgassituation wurde mit dem Ausbau der B 27 vor allem die vorhandene Trennung der beiden östlich und westlich der B 27 gelegenen Ortsteile beseitigt und ein organisches Zusammenwachsen erreicht. Ein ungehinderter Wechsel zwischen Ost und West ist nun auf direktem Wege ohne Ampelregelung möglich. Erfreulicherweise wurde auch für Fußgänger eine barrierefreie Verbindung über die B 27 geschaffen.
 
Anlässlich des vierspurigen Ausbaus der B 27 und dem Bau des 486 m langen Lärmschutztunnels bot sich der Gemeinde die einmalige Chance, die Tunneloberfläche bzw. die Ortsmitte neu zu gestalten und aufzuwerten. Aus diesem Grund hat die Gemeinde einen offenen anonymen, einphasigen Ideen- und Realisierungswettbewerb zur Gestaltung der Tunneloberfläche ausgelobt. Den ersten Platz des Landschaftsarchitektenwettbewerbes hatte der Entwurf von dem Landschaftsarchitekten Ralph Wölffing-Seelig, Stuttgart und dem Verkehrsplaner Dr. Jürgen Karajan, Stuttgart mit dem Titel „Ein Streifzug Richtung Alb“ belegt. Inspiriert wurde dieser Titel durch die lang gezogene Fläche, die typisch für viele Streuobstwiesen und Äcker in unserer Naturlandschaft ist.

Plan
 
Ziel des Wettbewerbes war es, eine innerörtliche Grünanlage zu schaffen, die eine vielfältige Nutzung erlaubt. Die Tunneldecke sowie die angrenzenden Frei- und Straßenflächen bieten vielfältige Aufenthalts- und Verweilzonen, Bereiche für Kultur, Spiel und sportliche Bewegung sowie eine Fläche für kleinere Märkte und Veranstaltungen.

Über der nördlichen Tunneleinfahrt befindet sich ein Baumhain, der bei Nacht auch von unten beleuchtet wird.  So wird für den Durchfahrenden erkennbar, dass hier etwas Besonderes vorhanden ist. Im Anschluss daran schließt sich eine Spielwiese mit Blumenzwiebelfeldern an, die in Abhängigkeit der Jahreszeiten  jeweils ein anderes Bild ergeben. Dieser Naturgarten bietet auch Raum für Sitzgelegenheiten oder dient als Liegeplateau.

Anschließend quert die Wilhelm-Herter-Straße die Tunnelüberdeckelung und die Blumenstraße. Hier sind beidseitig Bushaltestellen vorgesehen. Sie beleben so den südlich angrenzenden Mehrzweckplatz. Der Mehrzweckplatz bietet Raum für Begegnungen von Jung und Alt.  Der sich dort befindende Pavillon mit Pergola dient als eine Art Marktstand in dem auch ein kleiner Ausschank möglich ist. Der Pavillon mit Multifunktionsraum steht den örtlichen Vereinen und Gruppen für Feste und Aktivitäten zur Verfügung.

Weiter nach Süden hin folgt ein langgestrecktes Feld mit Spielgeräten für Kinder unterschiedlichen Alters. Diese bilden das Thema des Tunnels wie z.B. Hängeln oder das Überwinden von Hindernissen ab. Des Weiteren wurde eine Boulebahn geschaffen, auf der die Kommunikation bei Spaß und Spiel gefördert wird. Danach überquert die Blumenstraße/Hechinger Straße die Tunnelüberdeckelung. Am Südportal bietet sich für Spaziergänger einen freien Aussichtspunkt mit tollem Ausblick auf den wunderbaren nahen Teil des Nordtraufs der Schwäbischen Alb.

Mit dem neuen Bürgerpark wurde eine gelungene Gestaltung der Tunneldecke erreicht, die für alle Bürgerinnen und Bürger sowie für Erholungssuchende vielfältige Freizeitmöglichkeiten inmitten der Gemeinde und ein Stück Naturraum zum Wohlfühlen bietet.

Vorgeschichte

Bereits im Jahr 1974 wurde für den zweibahnigen Ausbau der B 27 zwischen Tübingen und Nehren die Linienbestimmung durchgeführt.
Der Planfeststellungsbeschluss für das 1989 eingeleitete Verfahren erging 1995 und wurde nach Zurückweisung der gegen ihn erhobenen Klagen im Jahr 1996 unanfechtbar. Da innerhalb der 5-Jahres-Frist nicht mit dem Bau begonnen werden konnte, wurde der Planfeststellungsbeschluss 2001 um weitere 5 Jahre verlängert.

Baumaßnahme

Der Streckenabschnitt der B 27 zwischen Tübingen und Nehren ist ein Teilstück der Verbindung Stuttgart - Tübingen - Hechingen - Balingen - Rottweil.

Bereits Ende der 80-er Jahre stießen der vorhandene einbahnige Querschnitt und die Knotenpunkte bei einem durchschnittlichen Verkehrsaufkommen von 22.000 Kfz/Tag an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit.

Bis heute ist ein Anstieg der Verkehrsmenge auf ca. 30.000 Kfz/Tag bei einem Schwerverkehrsanteil von 8,4 % zu verzeichnen.

Der zweibahnige Ausbau erfolgt überwiegend auf der vorhandenen Trasse. Durch Trassenkorrektur in Lage und Höhe wird die Streckenführung verbessert. Wegen der beengten Verhältnisse im Steinlachtal kommt ein Sonderquerschnitt SQ 24 zur Anwendung. Die Verknüpfung mit dem untergeordneten Straßennetz erfolgt mittels planfreier Knotenpunkte.

Die 7 km lange Ausbaustrecke gliedert sich in drei Bauabschnitte, deren Gesamtkostenrahmen ca. 75 Mio. € beträgt.

Bauabschnitt 1

Tübingen (Bläsibad) – Dußlingen (Wiesazknoten) einschließlich verlegen der K 6902 zwischen Stockach (Friedhof) und L 230 (Dußlingen – Pulvermühle).

Die Kosten für den 1. Bauabschnitt betrugen 5,0 Mio. € pro km, insgesamt 10,8 Mio. €. Fertigstellung Ende 2004

Bauabschnitt 2

Dußlingen (Wiesazknoten, B 27-L 230) – Dußlingen – Nord (B 27 – K 6901).

Die Kosten pro km für den 2. Bauabschnitt betrugen 4,5 Mio. €, insgesamt 6,7 Mio. €. Fertigstellung Ende 2006

Bauabschnitt 3

Dußlingen – Nord (B 27 – K 6901) – Dußlingen – Süd (Umspannwerk Nehren, B 27 – L 394) mit Bau eines 486 m langen Lärmschutztunnels durch Dußlingen.

Die Kosten für diesen Bauabschnitt betragen 18,0 Mio. € pro km, insgesamt 57,0 Mio. €. Fertigstellung 2014.